Mo 31.01.2022, 19.30 Uhr | Elbphilharmonie, Kleiner Saal
„Chaos aus der Ordnung“ (Vortrag von Prof. Dr. Bjorn Stevens, Direktor der Abteilung „The Atmosphere in the Earth System“ am Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg)
Dmitri Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110
Modest Mussorgski: Bilder einer Ausstellung – Bearbeitung für Klavierquintett von Anne von Twardowski
Vortrag: Prof. Dr. Bjorn Stevens
Violine: Hibiki Oshima
Violine: Myung-Eun Lee
Viola: Thomas Rühl
Violoncello: Saskia Hirschinger
Klavier: Anne von Twardowski
Klimaforscher Prof. Dr. Bjorn Stevens ist Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie und Leiter der Abteilung „Atmosphäre im Erdsystem“. Zudem ist er Professor an der Universität Hamburg. Sein Hauptinteresse gilt dem Wasser in der Atmosphäre, insbesondere in Form von Wolken. Prof. Stevens untersucht, wie Wolken das Klima bestimmen, wie sie auf die Erderwärmung reagieren und wie sich der Strahlungsantrieb durch Aerosol-Störungen verändert. Beides ist für unser heutiges Verständnis des Klimawandels wesentlich.
Hibiki Oshima wurde in Yokohama geboren. Bereits mit elf Jahren hatte sie sich in den Kopf gesetzt, Europa und seine Kultur kennenzulernen und setzte dieses Vorhaben ein Jahr später bei einer ausgedehnten Reise in die Tat um. Diese Eindrücke führten sie dann nach ihrem Schulabschluss an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Dort studierte sie bei Rainer Küchl, Johannes Meissl und Avedis Kouyoumdjian. Sie spielte auf zahlreichen Musikfestivals, u. a. bei Wien Modern, beim Pacific Music Festival, bei der Bienal Musica Hoje und dem ECMA in der Schweiz. Ihre Ausbildung vervollständigte sie durch Kurse bei Gerhard Schulz, Anner Bylsma, Hatto Beyerle und Heime Müller. 2006/07 war Hibiki Oshima Stipendiatin des Herbert von Karajan Centrums. Ausgezeichnet wurde sie u. a. mit dem 1. Preis beim Kammermusikwettbewerb Pietro Argento, dem 2. Preis und Sonderpreis beim Premio Internazionale di Musica „G. Zinetti“. Zudem erhielt sie 2011 den Eduard-Söring-Preis der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper. Ihrer Hingabe für Kammermusik und zeitgenössische Musik geht sie in Ensembles wie dem „Hibiki-Quartett“ und dem „Ensemble Platypus“ nach, mit welchen sie zahlreiche Uraufführungen junger Komponisten präsentiert. Nach einem Engagement als 1. Konzertmeisterin der Württembergischen Philharmonie Reutlingen ist sie seit 2010 Stimmführerin der 2. Violinen beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg. Wenn sie mal nicht Geige spielt, kocht sie gerne und widmet sich ihrer heimlichen Leidenschaft, dem Gleitschirmfliegen.
Myung-Eun Lee wurde 1987 in Münster geboren und erhielt mit vier Jahren ihren ersten Geigenunterricht. Von 1999 bis 2003 bekam sie als Jungstudentin Unterricht bei Alexander Kramarov in Dortmund und Düsseldorf und wechselte anschließend in die Klasse von Mihaela Martin, die sie vom Diplomabschluss über ein Masterstudium bis hin zum Konzertexamen begleitete. Orchestererfahrung sammelte sie u. a. durch ein Praktikum beim WDR Sinfonieorchester, bei der Akademie der Staatskapelle Berlin und durch einen Zeitvertrag beim Rundfunksinfonieorchester Berlin. Myung-Eun Lee wurde mehrfach als Solistin, wie auch mit ihrem Streichquartett mit ersten Preisen ausgezeichnet und trat u. a. beim Pablo Casals Festival, Santander Music Festival und beim Kuhmo Chamber Music Festival auf. Des Weiteren wurde sie von der Mannheimer Sinfonima und der Kees Wibenga Scholarship unterstützt. Als Solistin war Myung-Eun Lee mit dem Santander Festival Orchester und den Bergischen Symphonikern zu hören. Seit 2018 ist sie Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Myung-Eun Lee spielt auf einer Geige von Klaus Grumpelt.
Der 1978 in Regensburg geborene Bratschist erhielt im Alter von neun Jahren seinen ersten Violin- und Violaunterricht. Nach seinem Abitur begann er 1998 ein Studium im Hauptfach Viola, zunächst an der Musikhochschule Bremen bei Gertrude Rossbacher. 2002 wechselte Thomas Rühl an die Musikhochschule Lübeck zu Barbara Westphal, wo er sein Studium 2005 mit dem künstlerischen Diplom und 2008 mit einem Aufbaustudiengang, beides mit Bestnote, abschloss. Meisterkurse absolvierte er bei Jürgen Kussmaul, Heidi Castleman, James Dunham und Walter Levin. Er ist Preisträger der Marie-Luise Imbusch Stiftung. Thomas Rühl war von 2002 bis 2005 als Solobratscher Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie. Ein Praktikum führte ihn 2003/04 zum NDR-Sinfonieorchester Hamburg. Er hatte sechs Jahre einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Lübeck inne und ist außerdem Dozent für die Jeunesses Musicales Deutschland. Seit 2006 ist er Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg.
Saskia Hirschinger wurde 1995 in Halle an der Saale geboren und erhielt ab ihrem fünften Lebensjahr Cellounterricht bei Tamara Steger. 2014 begann sie ihr Studium bei Wen-Sinn Yang an der Hochschule für Musik und Theater München. Wichtige musikalische Impulse erhielt sie bei Meisterkursen von Wolfgang Boettcher, Frans Helmerson, Wolfgang Emanuel Schmidt, Jens Peter Maintz und Troels Svane. In der Spielzeit 2018/19 war Saskia Hirschinger Akademistin im NDR Elbphilharmonie Orchester. Im Anschluss daran setzte sie ihr Masterstudium bei Martin Ostertag an der Hochschule für Musik Karlsruhe fort. Zudem war sie Preisträgerin diverser Wettbewerbe und der Neue Liszt Stiftung Weimar. Saskia Hirschinger war Stipendiatin von „Live Music Now“ München und Trägerin des Deutschlandstipendiums. Orchestererfahrung sammelte sie als Cellistin im Staatsorchester Stuttgart sowie als Aushilfe im hr-Sinfonieorchester und im NDR Elbphilharmonie Orchester. Seit März 2020 spielt Saskia Hirschinger im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg.
1982 in Südafrika geboren, erhielt Anne-Monika von Twardowski im Alter von sechs Jahren in Deutschland ihren ersten Klavierunterricht. Nach dem Abitur schloss sie zwischen 2002 und 2011 ein instrumentalpädagogisches und künstlerisches Diplomstudium, sowie ein Masterstudium als Pianistin an der Musikhochschule Lübeck ab. Im Rahmen des Erasmus-Austauschprogramms studierte sie 2005/2006 in Barcelona an der Escola Superior de Musica Catalunya. Meisterkurse beim Schleswig-Holstein Musikfestival und bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern ergänzten ihre Ausbildung. Von 2008 bis 2018 war sie Pianistin des Quartetts Salut Salon, mit dem sie weltweit konzertierte. Für das Album „Carnival Fantasy“ erhielt sie 2016 mit Salut Salon den ECHO Klassik in der Kategorie „Klassik ohne Grenzen“. 2014 initiierte sie gemeinsam mit der Cellistin Sonja Lena Schmid das Projekt „Rauschen“, das in einem neuen Club-Format klassische Kammermusik mit Live-Elektronik verbindet und arbeitete mit namhaften Künstlern der Elektronikszene wie z.B. den Gebrüder Teichmann zusammen. 2015 wurde Anne-Monika von Twardowski Ehren-Alster-Schleusenwärterin – eine Auszeichnung für Hamburger, die sich als Botschafter für Hamburg in der Welt verdient gemacht haben. An der Berliner Hochschule der populären Künste war sie als Gastdozentin für Bühnencoaching tätig.
„Es ist dies ein linkes Chaos statt einer echten, menschlichen Musik“ hieß es 1936 in der Prawda über die Oper von Dmitri Schostakowitsch „Lady Macbeth von Mzensk“. Ironischerweise verwendete Schostakowitsch, dessen Karriere stets von der politischen Instabilität beeinflusst wurde, in seinem höchst autobiographischen 8. Streichquartett, das zu den meistgespielten Streichquartetten des 20. Jahrhunderts gehört, ein musikalisches Zitat unter anderem aus dieser Oper. Modest Mussorgskis beliebtes Paradebeispiel der Programmmusik, ein musikalisch illustrierter Spaziergang durch eine Ausstellung mit einer vom Komponisten festgelegten Route, ergänzt das Programm des 1. Themenkonzerts, das den hochaktuellen Vortrag des Klimaforschers Prof. Dr. Bjorn Stevens umrahmt: Die Wissenschaft, wie die Religion, versucht, Ordnung in das zu bringen, was sonst Chaos wäre. Sinn in Sinnlosigkeit. Die Klimawissenschaft, die den größten Teil zweier Jahrhunderte damit verbracht hat, dem chaotischen Kosmos Ordnung abzuringen, ist nun in der seltsamen Lage, das Chaos aus der Ordnung vorherzusagen.
Ort: Elbphilharmonie, Kleiner Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg
Preise: € 28,00 / 20,00 / 14,00 / 10,00